Treibhaus Luzern

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Metal, Moshpits und Mittelmass

Treibhaus Luzern, 24.06.2016: Was haben No Kings No Slaves, Sayras und Save Your Last Breath, nebst der Musikrichtung gemeinsam? Richtig, sie haben alle je ein Reisefüdli als Mitglied. Die Wanderlust, der jeweiligen Musikern ist aber nun vorerst gestillt und die Bands sind wieder komplett. Das musste natürlich gebührend gefeiert werden. Und was bietet sich da mehr an als ein gemeinsamer Konzertabend im Treibhaus.

Von Marc Wermelinger

Die Metalszene in Luzern ist, was Bands und Fans angeht, recht gut bedient. Man kennt sich untereinander und Loyalität wird bei allen Beteiligten gross geschrieben. Weniger bekannte Vertreter dieses Genres müssen meist mit dem Sedel oder dem Bruch Brothers als Location vorlieb nehmen. Aber auch das Treibhaus stellt hin und wieder jungen, aufstrebenden und ambitionierten Bands ihre Bühne zur Verfügung.

Davon profitieren konnten diesen Freitag drei junge Metalcore-Bands. Zwei aus Luzern, eine aus Zürich. Bei allen drei fiel in den letzten paar Monaten ein Bandmitglied aus. Diagnose: Reisefieber. Da sie jetzt aber wieder komplett waren und man das in die Welt herausschreien wollte, stand der ganze Abend unter dem Thema: «They’re Back».

Kurz vor Konzertbeginn von Sayras öffnete der Himmel ganz schnell seine Schleusen, als ob er das draussen verweilende Publikum darauf aufmerksam machen wollte, dass es jetzt dann mal losgeht.

Jungs, die sich vorher noch ganz anständig mit «es isch mega fein gsi, danke vil mol» bei ihren Gastgebern bedankt hatten wurden jetzt zu schreienden, shreddenden und schwitzenden Abgeh-Maschinen. Gleich ab der ersten Note wird herumgesprungen und die Temperatur im Konzertsaal stieg um nochmal 10 Grad.

Mosh-Pits formierten sich und die Musiker sprangen von der Bühne in die Meute. Je eine halbe Stunde voller Energie. Die Sänger schreien sich die Seele aus dem Leib und das Blut in den Kopf. Eine beeindruckende Darbietung des gutturalen Gesangs. Man wird es vielleicht nicht für möglich halten, aber auch in dieser Art zu singen kann man Töne treffen oder halt auch nicht.

No Kings No Slaves, die Zweitplatzierten an der Sprungfeder 2015, waren offensichtlich die Hauptattraktion für viele. Der Saal war voll, der Mosh-Pit gross und sogar die Texte konnten mitgesungen werden. Sänger Julian Thalmann sah man seine Reise nach Kalifornien sofort an. Mit einem Batik-Shirt plus aufgedrucktem Smiley hätte man anfänglich eher eine Ska-Band vermutet. Diese Annahme wurde aber ganz schnell weggeschrien.

Save Your Last Breath hatten dann die undankbare Aufgabe nach den Lokalmatadoren zu spielen. Das Luzernerfest hatte schlussendlich wohl doch seine Opfer gefordert, denn es waren gerade mal noch halb so viele Leute wie noch vorhin im Saal. Das machte den fünf Zürchern aber gar nichts aus. Genauso energetisch wie die Bands vor ihnen aber noch ein Quäntchen böser.

Am Ende dieses Abends konnte man feststellen, dass nicht nur die Musik und die Reisefreude die drei Bands verbindet. Auch die Aufstellung, die Wut im Bauch und die Performance war bei allen dieselbe. Kann sein, dass das halt einfach der Metalstandard ist; aber man könnte ja auch mal ein bisschen innovativ sein. Das Verlangen nach Anderem scheint aber in der Metalszene nicht allzu gross zu sein. Es wird gerne an Bewährtem festgehalten. Förderlich für die Musik oder nicht, das bleibt dann jedem selber überlassen.


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