Awareness
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Wir möchten, dass sich alle Menschen in unseren Räumlichkeiten wohlfühlen und eine gute Zeit haben. Leider gibt es immer wieder Personen, deren Verständnis von „eine gute Zeit haben“ andere darin beeinträchtigt, diese zu haben. Dies kann z.B. durch übergriffiges, grenzüberschreitendes und oder diskriminierendes Verhalten geschehen. Unser Awarenesskonzept und diese verkürtze Version helfen uns dabei, als Jugendkulturhaus Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine gute und entspannte Atmosphäre ermöglichen, indem sich alle Gäste, Veranstalter*innen und Mitarbeiter*innen wohlfühlen.
Unser Awarenesskonzept wurde in einem längeren Prozess zusammen mit den Veranstaltenden erarbeitet. Wir befinden uns in einem fortlaufenden Prozess, welcher sich kontinuierlich weiterentwickelt und nicht abgeschlossen werden kann. Hast du Anmerkungen zu unserem Konzept oder sonst Inputs? Dann melde dich bitte ungeniert per Email an: awareness@treibhausluzern.ch
Als Awareness bezeichnen wir den bewussten, sensiblen und achtsamen Umgang miteinander, mit dem Ziel, einen diskriminierungsarmen und inklusiven Raum zu schaffen. Dieser Ansatz zielt darauf ab, Betroffenen ihre Selbstbestimmung zurückzugeben und ein Umfeld zu fördern, in dem Respekt und Gleichberechtigung vorherrschen. Die Umsetzung von Awareness erfolgt auf verschiedenen Handlungsebenen:
Prävention
Dies umfasst Massnahmen und Strategien, um Diskriminierung, Ausgrenzung und andere Formen von sozialer Ungerechtigkeit proaktiv zu verhindern. Dazu gehört die Aufklärung über verschiedene Formen von Diskriminierung, die Sensibilisierung für die Bedürfnisse und Rechte von marginalisierten Gruppen und die Förderung eines respektvollen Miteinanders.
Intervention
Sollten diskriminierende oder ausgrenzende Situationen auftreten, beinhaltet Awareness die Bereitschaft und Fähigkeit, angemessen zu intervenieren. Dies kann durch direktes Eingreifen in Situationen, durch Unterstützung der Betroffenen oder durch die Nutzung von Strukturen und Prozessen zur Konfliktlösung geschehen.
Selbstfürsorge
Awareness erkennt auch die Bedeutung der Selbstfürsorge an, insbesondere für Personen, die sich aktiv für die Schaffung eines inklusiven Raumes einsetzen. Dies beinhaltet das Bewusstsein für die eigenen Grenzen, den Umgang mit Belastungen und die Pflege der eigenen psychischen und physischen Gesundheit.
Insgesamt ist Awareness ein umfassender Ansatz, der darauf abzielt, durch bewusstes Handeln und Einstellungen eine inklusive und respektvolle Gesellschaft zu fördern.
Das Treibhaus strebt danach, ein Kulturhaus zu sein, das für jede Person zugänglich ist. Ein Ort, der für Toleranz, gegenseitigen Respekt, Zusammenarbeit und Offenheit steht und sich für ein diskriminierungs- und gewaltsensibles Veranstaltungsleben einsetzt. Um dies zu erreichen, sind wir gemeinsam dafür verantwortlich, einen Raum zu schaffen, indem wir grenzüberschreitendes Verhalten erkennen und darauf reagieren.
Um dies zu erreichen, gelten folgende Grundwerte im Treibhaus:
- Respekt und Toleranz
Es werden weder vom Treibhaus-Team noch von Besuchenden Diskriminierungen aufgrund Ethnien, Religionen, Herkunft, geschlechtliche Identität, sexueller Orientierung, Aussehen, physischer oder psychischer Beeinträchtigung etc. geduldet. Es ist Sache der Menschen im Treibhaus, Angriffe gegen diese Haltung zu klären oder Abwertungsprozesse gegenüber dieser Haltung nicht zuzulassen. Dies gilt unter anderem auch für die Anstellung, Aufgabenzuteilung, Arbeitsbedingungen, Lohn sowie Aus- und Weiterbildungen, Beförderungen oder Entlassungen. - Einvernehmlichkeit
Nur Ja heisst Ja – alles andere bedeutet Nein. Wir respektieren die Grenzen anderer und sind bewusst darüber, dass diese individuell sind. Es gilt: lieber einmal mehr nachfragen. - Inklusion und Vielfalt
Das Treibhaus bemüht sich darum, die Bedürfnisse derjenigen zu berücksichtigen, die durch eine Beeinträchtigung an der Teilnahme kultureller Aktivitäten mit Hürden und Schwierigkeiten konfrontiert sind. Mit Hilfe der Expertise von Fachleuten und Betroffenen nimmt das Treibhaus kontinuierlich Anpassungen vor, um sich barrierefreier und inklusiver zu gestalten. - Prävention und Drogenmissbrauch
Wir führen ein attraktives non-alkoholisches Getränkesortiment und achten darauf, dass diese günstiger angeboten werden als die alkoholischen Getränke. Im Treibhaus herrscht kein Konsumationszwang. Die Alterskontrollen sind zu jeder Uhrzeit gewährleistet. Harte Drogen werden im Treibhaus nicht toleriert. Möglicher Drogenkonsum wird ernstgenommen und sowohl bei Gästen und sowie auch Mitarbeitenden angesprochen. - Partizipation
Es gelten die Grundsätze der Partizipation (Beteiligung) und des Empowerments (Befähigung). Das Kernaufgabe des Treibhauses ist es, jungen Menschen bis 25 Jahre eine Plattform für Projekte und ein Experimentierfeld für eigene Ideen zu bieten. Sie beteiligen sich am Geschehen des Treibhauses, dem kulturellen Leben in Luzern und erhalten so eine Stimme im Diskurs um gesellschaftliche Themen. - Gemeinschaft und Solidarität
Wir fördern ein Gefühl der Gemeinschaft und Solidarität unter den Jugendlichen sowie ihre Verantwortung für sich selbst und für andere. Wir gehen auf die verschiedenen Bedürfnisse ein und bieten bei unseren Veranstaltungen kostenlosen Zugang für Jugendliche, die sich den Eintritt nicht leisten können. - Transparenz und Neutralität
Wir kommunizieren transparent über unsere Ziele, Entscheidungen und Aktivitäten und stehen für einen offenen Dialog mit Jugendlichen, der Stadtverwaltung und der Öffentlichkeit. Wir sind als Jugendkulturhaus der Stadt Luzern unparteiisch. Wir tolerieren verschiedene Meinungen und sind offen gegenüber verschiedenen Meinungen. Um die Neutralität des Hauses zu gewährleisten, unterbinden wir jegliche extremistische wie auch (Partei-) politische Äusserung in Form von Plakaten, Flyern, Sticker oder Tags im Treibhaus. - Gesundheit und Wohlbefinden
Wir setzten uns für die Förderung der physischen und psychischen Gesundheit unserer Mitarbeitenden ein und Gäste ein und bieten bei Bedarf Unterstützung. - Nachhaltigkeit
Wir handeln umweltbewusst und setzen uns für eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen ein. Dies betrifft sowohl unser Verhalten an Veranstaltungen, aber auch unseren Gastronomiebereich.
Es ist wichtig, dass betroffene Personen sich nicht lange damit auseinandersetzen müssen, zur richtigen Person zu gelangen. Deshalb sind alle arbeitenden Menschen im Treibhaus gebrieft und können die richtigen Schritte einleiten.
An öffentlichen Veranstaltungen
Taktvoll
2 – 4 Person in dunkler, mit Taktvoll und Logo beschrifteter Kleidung, Funktionsgürtel und Funk im Ohr. Entweder am Eingang (an Partys) oder unterwegs im Haus anzutreffen.
Veranstaltungsbegleitung
Eine Person mit normaler Kleidung, orangem Bändel und Badge, Funk im Ohr (an Partys), bewegt sich durchs Haus und im Garten.
Barpersonal
Mehrere Personen hinter der Bar, bekleidet mit schwarzem T-Shirt mit weissem Treibhaus-Logo.
Technikpersonen
Eine oder mehrere Personen, normale Kleidung meistens hinter dem Ton- oder Lichtpult (im Veranstaltungsraum).
Kasse
Zwei Personen, normale Kleidung, hinter Kassenpult (Bändeliausgabe).
Garderobe
Zwei Personen, normale Kleidung, in der Garderobe.
Veranstaltende
Mehrere Personen mit normaler Kleidung, grünem Bändel und Badge
Auch nach (oder vor) einer Veranstaltung können Verantwortliche vom Treibhaus angesprochen, gefragt oder informiert werden. Dazu steht die E-Mail-Adresse awareness@treibhausluzern.ch
Intern im Treibhaus
Sollten sich Menschen im Team – egal welche Rolle sie innehaben – bedroht, unsicher oder unwohl fühlen, muss ebenfalls klar geregelt sein, wo sie sich melden können. Oberster Grundsatz ist, dass jede Äusserung vertraulich behandelt wird und die betroffene Person mit dem weiteren Vorgehen einverstanden ist. Sofern sich die betroffene Person damit sicher und wohl fühlt, soll sie sich immer bei der ihr vorgesetzten Person melden. Ansonsten ist es wichtig, dass sie sich irgendeiner Person – wenn möglich mit leitender Funktion – anvertraut. Dies kann zu jeder Uhrzeit und über die private Nummer der Vorgesetzen Person passieren.
Damit wir unser Awarenesskonzept auch leben können, legen wir grossen Wert auf interne Schulungen und Weiterbildungen, um sicherzustellen, dass alle beteiligten Personen im Treibhaus über die Grundsätze und Verhaltensrichtlinien informiert sind. Daher findet jährlich eine Sicherheits- und Awareness-Schulung statt, die für alle aktiven Menschen des Treibhauses obligatorisch ist. Zusätzlich steht sie auch für Veranstaltende offen, um freiwillig daran teilzunehmen. Diese Schulung wird von Plan R durchgeführt und speziell auf die Bedürfnisse des Treibhauses zugeschnitten. Möchtest du bei der jährlichen Schulung dabei sein? Dann melde dich direkt bei anfragen@treibhausluzern.ch
Um das Bewusstsein für dieses Thema bei all unseren Mitarbeiter*innen und Veranstalter*innen zu stärken, erhalten alle neuen Mitglieder beim Eintritt ins Treibhaus das Awarenesskonzept ausgehändigt. Zusätzlich wird ihnen ein Awareness-Vertrag vorgelegt, den sie unterzeichnen müssen. Dadurch werden sowohl die Veranstaltenden als auch das Team über die aktuellen Richtlinien und Werte des Treibhauses informiert, und die Einhaltung der Policy wird schriftlich festgehalten.
Hier findest du eine Liste mit Begriffen, die im Treibhaus am häufigsten vorkommen. Ein umfänglicheres Glossar mit Begriffen findest du hier beim queer-lexikon.net
Ableismus
eine Form der Diskriminierung, bei der behinderte Menschen Vorurteilen, Benachteiligung und Vorbehalten ausgesetzt sind.
Ageismus
eine soziale und ökonomische Benachteiligung von Personen oder Gruppen aufgrund ihres Lebensalters.
Awareness
Bewusster, sensibler, achtsamer Umgang miteinander.
Diskriminierung
jede Form der ungerechtfertigten Benachteiligung oder Ungleichbehandlung von einzelnen Personen oder Gruppen aufgrund verschiedener wahrnehmbarer beziehungsweise nicht unmittelbar wahrnehmbarer Merkmale.
Diversität
Ein Konzept zur Unterscheidung und Anerkennung von Gruppen- und individuellen Merkmalen.
Geschlechtsidentität
geschlechtsbezogene Aspekte der menschlichen Identität.
FINTA
Durch das Akronym FINTA* sind Frauen*, sowie Inter*, nicht-binäre und Trans* Personen, sowie Menschen, die sich ohne Geschlechtsidentität erleben (“agender”) bezeichnet.
Homophobie
eine gegen lesbische und schwule Personen gerichtete soziale Aversion oder Aggressivität.
LGBTQIA+
steht für "Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transgender, Queer, Intersexuell, Asexuell und mehr". Das Pluszeichen (+) zeigt an, dass die Abkürzung auch andere Identitäten und Orientierungen einschließt, die nicht explizit genannt wurden. Es ist eine inklusive Bezeichnung für die Vielfalt sexueller Orientierungen, Geschlechtsidentitäten und geschlechtlicher Ausdrucksformen.
Non Binär
ine Sammelbezeichnung für Geschlechtsidentitäten von Menschen, die sich nicht ausschliesslich als männlich oder weiblich identifizieren und sich als ausserhalb der zweigeteilten, binären Geschlechterordnung verstehen.
Rassismus
entsprechende Einstellung, Denk- und Handlungsweise gegenüber Menschen bzw. Bevölkerungsgruppen mit bestimmten biologischen Merkmalen.
Safe Space
Schutzraum, geschützter Raum; bezeichnet eine inklusive Umgebung, in der Menschen frei von Diskriminierung sein sollen. Ein solcher Raum soll auch die Auseinandersetzung mit den eigenen Diskriminierungserfahrungen und ein Empowerment ermöglichen.
Sexismus
Oberbegriff für eine breite Palette von Einzelphänomenen unbewusster oder bewusster Diskriminierung auf der Basis des Geschlechts.
Stereotyp
vereinfachendes, verallgemeinerndes, stereotypes Urteil, [ungerechtfertigtes] Vorurteil über sich oder andere oder eine Sache; festes, klischeehaftes Bild.
Transphobie
eine soziale Abneigung oder Feindseligkeit gegen Personen, die transgeschlechtlich sind oder eine transgender Geschlechtsidentität zum Ausdruck bringen.